Gute Vorsätze und Selbstverantwortung?

Doch warum scheitern gute Vorsätze meist im Januar bereits wieder? Die Vorsätze müssen einerseits eine hohe Priorität für einen haben, sonst gibt man gleich auf. Die Veränderung sollte außerdem positiv besetzt sein: Wer z.B. Sport vor allem als Quälerei versteht, wird sich auch im neuen Jahr kaum dazu aufraffen können. Zudem entscheidet die Motivation: Herzblut muss dabei sein, man muss etwas wirklich wollen oder hohen Leidensdruck haben. Schließlich geht es auch um eine gehörige Portion Pragmatismus: Ist ein guter Vorsatz zeitlich und finanziell überhaupt realistisch?  Auch kleine Belohnungen können helfen, sowie Erinnerungen und öffentliche Bekundungen ebenfalls. Andererseits haben gute Vorsätze ohne konkrete Aktionspläne keine Chance. Auch wie die Absichten umgesetzt werden, ist zu wenig durchdacht. Oft misslingen erste Versuche und die Menschen geben sofort auf. Dabei müsste nur die Regel der kleinen Schritte beachtet werden: Besser eine Angewohnheit um ein Prozent ändern als um 100 Prozent. Also erst wenn die Bedingungen stimmen, um Vorsätze umzusetzen, stellt sich das Gefühl der Selbstwirksamkeit ein: „Ich kann es, ich will es und es liegt allein an mir, dass es klappt.“

Reinhard K. Sprenger kritisiert: „Menschen warten auf den Prinzen oder die Fee, der oder die ihnen alles bringen möge, was sie haben wollen. Sie erwarten, dass andere ihre Wünsche erfüllen. Sie erwarten, dass andere etwas tun, um sie glücklich zu machen.“ Das entspricht jedoch eher der Haltung eines Kindes, das darauf angewiesen ist, dass Eltern einem helfen und einen unterstützen, um seine Probleme zu lösen. Aber irgendwann muss es jeder einmal begreifen: „Erwachsensein heißt: Niemand kommt!“.  Niemand trifft für einen Menschen die Entscheidung, wie er leben soll. Wenn man nicht selbst aktiv wird, passiert nichts. Der Traum vom Retter lässt einen Menschen passiv und kraftlos bleiben. Die meisten Menschen scheuen sich allerdings dafür selbst aktiv zu werden. Lieber verlassen sie sich auf die Hoffnung. Wer sich jedoch auf die Hoffnung verlegt, entmündigt sich und verlängert sein Leid. Er weigert sich, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen. Stattdessen überlässt er sein Leben dem sogenannten Schicksal oder den Sternen oder dem Zufall. Hoffen ist hoffnungslos. Es lässt einen Menschen passiv bleiben und er versäumt gleichzeitig, was wirkt und was die Situation ändern könnte. Nur selbst kann man das tun, was nötig ist, um sein Leben zu gestalten.